Fragt die Schulleiter!

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Ein Kommentar zur aktuellen Situation

Wenn man ein Problem hat, braucht man eine Lösung.

Wenn man eine Lösung braucht, fragt man die Experten aus der Praxis.

Und hier sollten vor allem die verantwortlichen Schulleitungen gehört werden. Wenn die Schulleistungen allgemein und ganz besonders an den Grundschulen in den Grundfertigkeiten des Lesens, des Rechnens und in den Sachfächern so deutlich zurückgegangen sind, dass sie hinter dem anfangs katastrophalen Zustand von 2000 zurückgefallen sind, wird es Zeit zum Handeln.

Über die Ursachen dafür gibt es viel Übereinstimmung: Lehrermangel, hoher Anteil von Migrationskindern mit mangelhaften Deutschkenntnissen, Folgen der Ausfälle in der Coronazeit, „kompetenzorientierter“ Unterricht, der ausgerechnet die leistungsschwächeren Schülern zu wenig erreicht und fördert, massive Erziehungsdefizite in den Familien bzw. den „Bedarfsgemeinschaften“, negative Einflüsse unterschiedlichster, auch digitaler Medien, zunehmende Geringschätzung des Leistungsprinzips und vieles mehr.

Aber all das Gerede und Diskutieren über Ursachen bringt uns erst einmal gar nichts, es kommt darauf an, konkrete Verbesserungen an den Schulen durchzuführen. Dabei geht es nicht nur um systemische Veränderungen bei der Stundentafel und in der Lehrerausbildung, sondern auch um inhaltlichen Klärungsbedarf! Wie wird derzeit unterrichtet? Zu welchen Fehlentwicklungen kam es?

Grundsätzlich ist aber die Bekanntgabe vom Ministerpräsident Söder, in der Grundschule die Deutsch- und Mathematikstunden jeweils um eine Stunde pro Jahrgangsstufe zu erhöhen, eine sehr gute und wichtige Nachricht, die insbesondere wir Schulleiter unterstützen, denen alles daran liegt, dass unsere Schüler viel lernen und lebenskompetent werden.

Und weil es außer den Eltern und den Schülern selbst keine Gruppe von Menschen gibt, denen die Schulqualität wichtiger ist als uns, schalten wir uns gerne in die Diskussion ein, wie denn diese Verbesserung in die Schulen zu bringen ist, ohne dass zugleich massive Verschlechterungen in anderen Lernbereichen die Folge sind.

Einfach nur zusätzlich die Deutsch- und Mathestunden zu geben, ist aus zwei Gründen nicht möglich. Erstens ist es der massive Lehrermangel, für den zusätzliche Stunden in diesem Umfang überhaupt nicht zu leisten wären. Zum anderen haben wir in Bayern sowieso schon die höchste Pflichtstundenzahl in der Grundschule im Vergleich zu den anderen Bundesländern. Es kommt also darauf an, in anderen Fächern Stunden zu kürzen, damit die Zusatzstunden für Deutsch und Mathematik möglich werden.

Gerne mischen wir uns in den Streit ein, weil wir davon überzeugt sind, dass unsere Vorschläge die besten sind. Wenn es um das Kürzen von Religionsstunden geht, sind sich die Schulleiter geschätzt zu 95% einig. Das Missverständnis, von dem Herr Söder spricht, ist eigentlich ein  Nicht-Verständnis und zwar vom Ministerpräsidenten Markus Söder selbst. Würde er sich in der Grundschule besser auskennen mit der Grundbildung, so würde er sich niemals mit einem „Machtwort“ einmischen und auf einer 3. Religionsstunde pro Woche in der 3. und 4. Jahrgangsstufe bestehen.

In der 3. Jahrgangsstufe gibt es fast überall zusätzlich auch noch Kommunionunterricht außerhalb des Stundenplans. Im ganzen Sachunterricht hat man da auch nur 3 Stunden. Das ist überhaupt nicht im richtigen Verhältnis, wenn man vergleicht mit dem kompletten Sachunterricht, der sich erstreckt mit Themenbereichen aus der Physik, Chemie, Sozialkunde, Geschichte, Erdkunde und Biologie, spricht man nur die klassischen Sachfächer an.

Selbstverständlich muss man da heute in diesen zwei Jahrgangsstufen von 3 auf 2 Religionsstunden zurückgehen wie in allen anderen Bundesländern,  auch wenn das den Kirchen und besonders den Religionspädagogen im ersten Moment nicht gefällt. Sie müssen aber nicht fürchten, arbeitslos zu werden, denn für die Deutsch- und Mathe-Stunden benötigt man sowieso die Klassenleiter, die diese Kernfächer unterrichten. Es bleibt also auch dann noch genug für sie übrig und sie dürften weiterhin dankbar sein, dass dieser konfessionell-kirchliche Unterricht vom säkularen Staat finanziert und ermöglicht wird.

Für den Bayerischen Schulleitungsverband BSV ist auch klar, dass von dem minimalen Unterrichtsangebot in Kunst, Musik und Sport keinerlei Abstriche mehr möglich sind, wenn man die gesamten bayerischen Erziehungsziele im Auge hat. Und so stehen auch die zwei Englischstunden in der 3. und 4. Jahrgangsstufe im Feuer, die seit Jahrzehnten beharrlich von den Verbänden der weiterführenden Schulen als unnötig, ja oft sogar schädlich, kritisiert werden.

Und wenn man wahrnimmt, dass insbesondere die Grundfertigkeiten in Deutsch  - wobei ja bei der Einführung der Englischstunden eine Deutschstunde weggenommen wurde  - ,  aber auch in Mathematik von einem immer größeren Schüleranteil nicht mehr erreicht werden, muss man schweren Herzens offen sein für Vorschläge, die den Englischunterricht in den Wahlbereich auf den Nachmittag verlegen. Kinder, die sich in der Grundschule leicht tun beim Lernen, werden da gerne hingehen und sicher mehr lernen, als wenn das wie bisher im Klassenverband der Fall ist, in dem oft mehr als die Hälfte der Schüler Migrationshintergrund hat und große Probleme im Erlernen der deutschen Sprache. Diese Schüler wurden mit Englisch zusätzlich überfordert, aber es steht jedem frei, den Wahlunterricht zu besuchen.

Mit diesem Paket von 6 eingesparten Stunden lässt sich der Reformvorschlag der Staatsregierung zusammen mit dem Kultusministerium gut umsetzen und man darf auf Zustimmung und Verständnis aller Beteiligten hoffen. Aber egal wie groß dieses Verständnis ist, man hat als verantwortliche Regierung das zu tun, was man selber gut begründet für richtig erachtet. In der 1. Jahrgangsstufe könnte man den GU-Unterricht (grundlegender Unterricht), moderat um eine Stunde erhöhen und läge damit deutlich über den meisten anderen Bundesländern.

Wir wünschen der Reform gutes Gelingen und eine baldige vernünftige Entscheidung im Sinne der Schulpraxis.

Man darf auch gespannt sein, wie bis 2026 erreicht werden soll, dass das Ganztagsangebot an der Grundschule eine einklagbare Pflicht wird. Da fehlt es aus unserer Sicht nicht nur am Geld, sondern auch an den nötigen, qualifizierten Lehrkräften und Erziehern und ganz sicher an der geeigneten Infrastruktur vor Ort mit Mensen und Räumlichkeiten für das deutlich erweiterte Zusatzangebot.

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